Gesundheits-App: Wer hat Angst vor Ada?

Erst Diagnosestellung durch eine App und dann zur Beratung ins eigene Ärztezentrum? So will es die TK. Die ersten Abwehrreaktionen der niedergelassenen Ärzte folgen prompt.

Deutschlands größte gesetzliche Krankenkasse, die Techniker Krankenkasse, kooperiert künftig mit der App „Ada“. Diese Gesundheitsapp bewertet mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) Symptome und listet Wahrscheinlichkeiten zu möglichen Diagnosen auf. So weit so gut. Doch anschließend werden die App-Nutzer gefragt, ob sie TK-versichert sind. Wenn ja, soll ihnen in Phase eins des Projektes die digitalen Unterstützungsmöglichkeiten der Kasse bei der wahrscheinlichen Diagnose erläutert werden.

In Phase zwei des Projektes (geplanter Start Anfang 2019) dann die Überprüfung der Symptome durch Ada und Einbindung in die neue „TK-Doc“-App. Nach der Bewertung durch die KI-Systematik von Ada können Versicherte direkt mit einem Arzt chatten, telefonieren oder per Video-Anruf verbunden werden. Die Ärzte sind Mitglieder des seit 14 Jahren bestehenden TK-Ärzte-Zentrums.

Vertragsärzte sind alarmiert

Die „Weiterleitung“ der App-Nutzer an TK-Ärzte sei faktisch die Kündigung der Kollektivverträge und Übernahme des Sicherungsstellungsauftrages durch die Krankenkassen, bemängelt der NAV-Virchow-Bund. „Die Versorgung durch von Kassen angestellte Ärzte hat schon im letzten Jahrhundert nicht funktioniert“, so der Verband. Für niedergelassene Ärzte läge der Schlüssel für die Zukunft darin, Termine nicht aus der Hand zu geben. Daher befürwortet der Verband auch eher die Terminservicestellen der KVen als private Anbieter wie „jameda“ oder „doctolib“, weil diese Interessen von Investoren verfolgen und nicht den Ärzten gehören. 

Auch der Hartmannbund (HB) übt Kritik: „Diese Form der Einmischung einer Krankenkasse in das individuelle Arzt-Patienten-Verhältnis ist für uns eine klare Grenzüberschreitung“, sagt der HB-Vorsitzende Klaus Reinhardt. 

Unser BfM-Kommentar: Der Zug der Digitalisierung gewinnt täglich an Fahrt. Niedergelassene Ärzte tun gut daran, nicht in Abwehr- und Abwartereaktionen zu verharren, sondern selbst die Chancen der Digitalisierung zu ergreifen und mitzugestalten. 

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